Skolon EduTalks: Digitale Transformation beginnt nicht mit der Technik, sondern mit der Kultur


Ein Gespräch mit Dr. David Luhr über Schulentwicklung, den Mut zur Veränderung und die unerlässliche Stimme der Lernenden.
Für viele Schulen ist die digitale Transformation ein echter Kraftakt. Oft scheitert es längst nicht mehr an der Hardware, sondern daran, neue Routinen in einem etablierten System zu verankern. Doch wie schafft man diesen Kulturwandel und nimmt das Kollegium wirklich mit? Wir sprachen mit Dr. David Luhr, Oberstufenleiter, Medienkoordinator und langjähriger Schulentwicklungsberater, über die zentralen Schlüssel zum Erfolg.
Der Mut der Einzelnen: Warum Visionäre den Weg ebnen müssen
Dr. Luhr betont im Gespräch, dass digitale Schulentwicklung oft von engagierten Visionären angetrieben wird, die Dinge einfach vormachen.
Er beschreibt, wie neue, effektive Tools und Methoden im Kollegium oft auf Skepsis treffen und Lehrerfortbildungen häufig zu keinen konkreten Handlungen führen.
Der Quantensprung kam für ihn persönlich, als er seine Kolleg*innen mit konkreten, niederschwelligen Erfolgen überzeugte:
“Aber wenn jemand sagt: Ich habe in kürzester Zeit mit digitalen Werkzeugen eine Unterrichtsstunde vorbereitet, die die Schülerinnen und Schüler begeistert und ihnen richtig viel bringt, dann zeigt das ganz klar den Mehrwert digitaler Lösungen“
Die Lehre: Wenn agile Kolleg*innen (die sogenannten “Change Agents”) Innovationen wie den Einsatz eines KI-Assistenten oder die Nutzung einer Lernplattform im Unterricht demonstrieren, die einen echten Mehrwert für das Lernen bringen, sinkt der Widerstand schlagartig. Sehen schafft Akzeptanz und führt zu einer echten Lernkurve.
Den Fokus wechseln: Was wollen die Lernenden wirklich?
Ein weiterer zentraler Punkt in Dr. Luhrs Arbeit: Die Perspektive der Schüler*innen muss in den Mittelpunkt der Schulentwicklung rücken.
An seiner Schule wurde ein langjähriger Prozess zur Nutzung des Lernmanagementsystems und digitaler Endgeräte initiiert. Der entscheidende Schritt dabei: Die Schüler*innen wurden aktiv eingebunden und gefragt, was ihnen wirklich hilft. Dr. Luhr nutzte dafür sogar agile Methoden mit den Lernenden, um Probleme zu identifizieren, Personas zu erstellen und Prototypen für die sinnvolle Strukturierung digitaler Notizbücher zu entwickeln.
Viele Schüler*innen, die mit ihren Geräten arbeiten, bevorzugen eine spezielle Notiz-App gegenüber dem standardisierten Notizbuch des Lernmanagementsystems (LMS), obwohl der funktionale Unterschied gering erscheint.
Hier musste die Schule einen pragmatischen Kompromiss finden: Die Schüler*innen dürfen ihre bevorzugte Anwendung nutzen, müssen aber sicherstellen, dass ihre Unterrichtsergebnisse regelmäßig im zentralen Kurs-Notizbuch des LMS gesichert werden.
Die Lehre: Die Einbindung der Schüler*innen in die Entscheidungsprozesse fördert nicht nur die Akzeptanz, sondern stellt sicher, dass die gewählten Lösungen tatsächlich den Lernprozess optimal unterstützen. Alle Tools müssen sich daran messen lassen, ob sie am Ende einen möglichst autonomen Lernprozess gestalten.
Der größte Wunsch: Verlässliche IT-Finanzierung und Strategie
Auf die Frage nach dem größten Problem in der deutschen Bildungslandschaft, das sich mit einem Zauberstab lösen ließe, landet Dr. Luhr schnell bei der Finanzierung der IT.
Er fordert eine verlässliche, grundständige Finanzierung der schulischen IT und ein Ende der Abhängigkeit von unsicheren Förderprogrammen wie dem Digitalpakt, dessen Folgeprozesse nur extrem langsam funktionieren.
Ohne Planungssicherheit und die Einbeziehung der Schulen durch die Schulträger entstehen Ungleichheiten und teure Fehlkäufe:
- Fehlinvestitionen: Schulträger kaufen teure interaktive digitale Tafeln für 10.000€ Anschaffungskosten plus laufende Softwarekosten, die dann oft nur als Beamer genutzt werden – eine riesige Geldverschwendung.
- Ungleichheit: Ungleichheiten entstehen, wenn eine Gemeinde jedes Kind mit einem iPad ausstatten kann, während benachbarte Gemeinden keine Chance haben.
- Keine Steuerung: “Bring your own device” (private, nicht steuerbare Geräte) führt dazu, dass Ablenkungen wie TikTok oder Snapchat im Unterricht massiv stören.
Die Lösung: Eine verlässliche IT-Finanzierung, die es Schulen ermöglicht, Hardware aufeinander abzustimmen und eine strategische Planung für die Technologierotation zu erstellen.
Fazit für Schulträger und Pädagog*innen
Dr. Luhrs Botschaft ist klar und inspirierend: Warten Sie nicht auf die perfekte staatliche Lösung. Seien Sie Visionär und zeigen Sie Ihren Kolleg*innen, wie es geht. Und vor allem: Fragen Sie die Schüler*innen! Denn die beste Technologie nützt nichts, wenn sie nicht akzeptiert wird und den Lernprozess nicht optimal unterstützt.
Vielen Dank an Dr. David Luhr für dieses offene und wertvolle Gespräch! Die Skolon EduTalks sind eine Initiative von Skolon, um Wissen und Visionen in der digitalen Bildung zu teilen.
Das ist Skolon: Wir vereinen die besten digitalen Schulwerkzeuge und bringen sie in Ihr Klassenzimmer.
Skolon ist eine unabhängige Plattform für digitale Lernwerkzeuge und Unterrichtsressourcen, entwickelt für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Mit Skolon wird der Zugriff auf digitale Tools einfach, sicher und effizient: weniger Administration, mehr Zeit fürs Lernen. Die angebotenen Werkzeuge stammen von kleinen und großen Anbietern, die eines gemeinsam haben – sie entwickeln digitale Lösungen, die den Schulalltag wirklich besser machen.
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Ein Gespräch mit Dr. David Luhr über Schulentwicklung, den Mut zur Veränderung und die unerlässliche Stimme der Lernenden.
Für viele Schulen ist die digitale Transformation ein echter Kraftakt. Oft scheitert es längst nicht mehr an der Hardware, sondern daran, neue Routinen in einem etablierten System zu verankern. Doch wie schafft man diesen Kulturwandel und nimmt das Kollegium wirklich mit? Wir sprachen mit Dr. David Luhr, Oberstufenleiter, Medienkoordinator und langjähriger Schulentwicklungsberater, über die zentralen Schlüssel zum Erfolg.
Der Mut der Einzelnen: Warum Visionäre den Weg ebnen müssen
Dr. Luhr betont im Gespräch, dass digitale Schulentwicklung oft von engagierten Visionären angetrieben wird, die Dinge einfach vormachen.
Er beschreibt, wie neue, effektive Tools und Methoden im Kollegium oft auf Skepsis treffen und Lehrerfortbildungen häufig zu keinen konkreten Handlungen führen.
Der Quantensprung kam für ihn persönlich, als er seine Kolleg*innen mit konkreten, niederschwelligen Erfolgen überzeugte:
“Aber wenn jemand sagt: Ich habe in kürzester Zeit mit digitalen Werkzeugen eine Unterrichtsstunde vorbereitet, die die Schülerinnen und Schüler begeistert und ihnen richtig viel bringt, dann zeigt das ganz klar den Mehrwert digitaler Lösungen“
Die Lehre: Wenn agile Kolleg*innen (die sogenannten “Change Agents”) Innovationen wie den Einsatz eines KI-Assistenten oder die Nutzung einer Lernplattform im Unterricht demonstrieren, die einen echten Mehrwert für das Lernen bringen, sinkt der Widerstand schlagartig. Sehen schafft Akzeptanz und führt zu einer echten Lernkurve.
Den Fokus wechseln: Was wollen die Lernenden wirklich?
Ein weiterer zentraler Punkt in Dr. Luhrs Arbeit: Die Perspektive der Schüler*innen muss in den Mittelpunkt der Schulentwicklung rücken.
An seiner Schule wurde ein langjähriger Prozess zur Nutzung des Lernmanagementsystems und digitaler Endgeräte initiiert. Der entscheidende Schritt dabei: Die Schüler*innen wurden aktiv eingebunden und gefragt, was ihnen wirklich hilft. Dr. Luhr nutzte dafür sogar agile Methoden mit den Lernenden, um Probleme zu identifizieren, Personas zu erstellen und Prototypen für die sinnvolle Strukturierung digitaler Notizbücher zu entwickeln.
Viele Schüler*innen, die mit ihren Geräten arbeiten, bevorzugen eine spezielle Notiz-App gegenüber dem standardisierten Notizbuch des Lernmanagementsystems (LMS), obwohl der funktionale Unterschied gering erscheint.
Hier musste die Schule einen pragmatischen Kompromiss finden: Die Schüler*innen dürfen ihre bevorzugte Anwendung nutzen, müssen aber sicherstellen, dass ihre Unterrichtsergebnisse regelmäßig im zentralen Kurs-Notizbuch des LMS gesichert werden.
Die Lehre: Die Einbindung der Schüler*innen in die Entscheidungsprozesse fördert nicht nur die Akzeptanz, sondern stellt sicher, dass die gewählten Lösungen tatsächlich den Lernprozess optimal unterstützen. Alle Tools müssen sich daran messen lassen, ob sie am Ende einen möglichst autonomen Lernprozess gestalten.
Der größte Wunsch: Verlässliche IT-Finanzierung und Strategie
Auf die Frage nach dem größten Problem in der deutschen Bildungslandschaft, das sich mit einem Zauberstab lösen ließe, landet Dr. Luhr schnell bei der Finanzierung der IT.
Er fordert eine verlässliche, grundständige Finanzierung der schulischen IT und ein Ende der Abhängigkeit von unsicheren Förderprogrammen wie dem Digitalpakt, dessen Folgeprozesse nur extrem langsam funktionieren.
Ohne Planungssicherheit und die Einbeziehung der Schulen durch die Schulträger entstehen Ungleichheiten und teure Fehlkäufe:
- Fehlinvestitionen: Schulträger kaufen teure interaktive digitale Tafeln für 10.000€ Anschaffungskosten plus laufende Softwarekosten, die dann oft nur als Beamer genutzt werden – eine riesige Geldverschwendung.
- Ungleichheit: Ungleichheiten entstehen, wenn eine Gemeinde jedes Kind mit einem iPad ausstatten kann, während benachbarte Gemeinden keine Chance haben.
- Keine Steuerung: “Bring your own device” (private, nicht steuerbare Geräte) führt dazu, dass Ablenkungen wie TikTok oder Snapchat im Unterricht massiv stören.
Die Lösung: Eine verlässliche IT-Finanzierung, die es Schulen ermöglicht, Hardware aufeinander abzustimmen und eine strategische Planung für die Technologierotation zu erstellen.
Fazit für Schulträger und Pädagog*innen
Dr. Luhrs Botschaft ist klar und inspirierend: Warten Sie nicht auf die perfekte staatliche Lösung. Seien Sie Visionär und zeigen Sie Ihren Kolleg*innen, wie es geht. Und vor allem: Fragen Sie die Schüler*innen! Denn die beste Technologie nützt nichts, wenn sie nicht akzeptiert wird und den Lernprozess nicht optimal unterstützt.
Vielen Dank an Dr. David Luhr für dieses offene und wertvolle Gespräch! Die Skolon EduTalks sind eine Initiative von Skolon, um Wissen und Visionen in der digitalen Bildung zu teilen.
Das ist Skolon: Wir vereinen die besten digitalen Schulwerkzeuge und bringen sie in Ihr Klassenzimmer.
Skolon ist eine unabhängige Plattform für digitale Lernwerkzeuge und Unterrichtsressourcen, entwickelt für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Mit Skolon wird der Zugriff auf digitale Tools einfach, sicher und effizient: weniger Administration, mehr Zeit fürs Lernen. Die angebotenen Werkzeuge stammen von kleinen und großen Anbietern, die eines gemeinsam haben – sie entwickeln digitale Lösungen, die den Schulalltag wirklich besser machen.
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